Ein dreiköpfiges Entwickler-Team von Bosch ist im Rennen um den Deutschen Zukunftspreis 2025. Christoffer Uhr, Kai Weeber und Pierre Andrieu sind mit dem Fuel Cell Power Module (FCPM) – zu Deutsch: Brennstoffzellen-Antriebssystem – für die renommierte Auszeichnung des Bundespräsidenten nominiert. Das FCPM wandelt Wasserstoff und Sauerstoff in Strom. Damit können weltweit Lkw auch auf langen Strecken elektrisch und – bei Einsatz von grünem Wasserstoff – komplett CO₂-frei betrieben werden. Das ist ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung des Klimawandels. Immerhin machen schwere Nutzfahrzeuge allein in der EU mehr als ein Viertel der Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs aus, sind aus dem Waren- und Güterverkehr aber nicht wegzudenken
„Die Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis 2025 ist eine tolle Anerkennung für das Bosch-Team und alle, die mit dem Fuel Cell Power Module zu tun haben. Sie ist auch Bestätigung für unseren eingeschlagenen Weg: Wasserstoff ist unverzichtbar für die klimaneutrale Welt und zugleich ein strategisches Geschäftsfeld für Bosch, “
sagt Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.
„Wir bieten skalierbare Lösungen entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über den Transport bis zur Anwendung.“ Der Deutsche Zukunftspreis 2025 wird am 19. November in Berlin verliehen.
Mit mehr als tausend Einzelteilen und rund 500 Kilogramm Gewicht ist das FCPM das komplexeste System, das Bosch in seiner fast 140-jährigen Historie je entwickelt hat. Zu den wichtigsten Einzelkomponenten gehört neben dem Brennstoffzellen-Stack als Herzstück auch ein Wasserstoff-Dosierventil, eine Wasserstoff-Rezirkulationspumpe sowie ein elektrischer Luftverdichter – alles, um Wasser- beziehungsweise Luftsauerstoff zur Wandlung in Strom effektiv in die Brennstoffzellen zu befördern. Bosch hat jedes einzelne Teil so konzipiert, dass es im Gesamtsystem optimal zusammenspielt. Die Serienfertigung des Systems ist Mitte 2023 in Stuttgart-Feuerbach sowie zeitlich etwas nachfolgend im chinesischen Chongqing gestartet. Wichtig: Für den Bau des FCPM werden – anders als etwa bei Batterien – kaum kritische Rohstoffe benötigt. Dafür kann Bosch auf jahrzehntelanges Fertigungswissen zurückgreifen wie das Highspeed-Laserschweißen, mit dem in jedem System 1,2 Kilometer an Schweißnähten wasserstoffdicht gemacht werden. Großer Vorteil zudem: Das Antriebsmodul ist so konstruiert, dass es in den Bauraum eines Lkw passt, wo bisher der in mehr als 95 Prozent aller Nutzfahrzeuge genutzte Dieselmotor verbaut ist. Spediteure und Logistiker können einen Lkw mit dem Bosch-FCPM so nutzen, wie sie es von der Diesel-Technik gewohnt sind: mit hoher Robustheit ein Fahrzeugleben lang, kurzen Betankungszeiten mit Wasserstoff und hoher Reichweite von bis zu 1 000 Kilometern je Tankfüllung. Obendrein ermöglicht das Antriebsmodul einen nahezu flüsterleisen Betrieb ohne Vibrationen.
Weltweit sind bereits mehrere tausend Lkw mit dem FCPM vom Bosch auf der Straße. Der weitere Hochlauf hängt vor allem in Europa und Nordamerika von den politischen Weichenstellungen ab. „Wir müssen dringend mit dem Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft und der entsprechenden Infrastruktur für die Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff beginnen. China und auch Indien zeigen uns, wie das gehen kann. Wir als Industrie stehen mit technischen Lösungen bereit – das FCPM ist ein erster Baustein“, sagt Hartung. Die bereits bei Kunden im Einsatz befindlichen Antriebsmodule fahren unterdessen Daten für die weitere Entwicklung ein. Jedes FCPM existiert zweimal: real und als Digitaler Zwilling im virtuellen Raum. Damit erhebt Bosch gezielt Informationen zu unter anderem Temperatur, Druckverlauf, Verschleiß – und zieht daraus wichtige Erkenntnisse, die bereits in die Entwicklung der zweiten Generation eingeflossen sind. Mehr noch: Bosch nutzt die für das FCPM entwickelte Technik in Teilen auch für andere Lösungen. So hat das Unternehmen das Prinzip der Brennstoffzelle umgekehrt. Statt aus Wasser- und Sauerstoff Strom zu erzeugen, bietet das Unternehmen auch Technik für Elektrolyseure an, die aus Wasser und erneuerbarem Strom Wasserstoff herstellen – klimaschonend. Auch Schiffe können mit dem FCPM angetrieben oder etwa Rechenzentren mit CO₂-frei erzeugtem Strom versorgt werden.
Seit 1997 verleiht der Bundespräsident den „Deutschen Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation“. Die Innovationen spiegeln die große Bandbreite von Forschung und Entwicklung in Deutschland wider. Der Preis würdigt herausragende Forschungs- und Entwicklungsprojekte und ist mit 250 000 Euro dotiert. Wesentlich für die Entscheidung der Jury sind der Innovationsgrad sowie das Potenzial, diese Leistung in zukunftsfähige Arbeitsplätze umzusetzen und einen gesellschaftlichen Mehrwert zu erzielen. Die Innovationen reichen von der Medizintechnik über neuartige Materialentwicklung und die Robotik bis hin zur Maschinenbau- und Luftfahrttechnik. Bosch war zwischen 1998 und 2013 bislang fünfmal für den Deutschen Zukunftspreis nominiert. Erhalten haben die Auszeichnung bis dato drei Teams von Bosch oder mit Bosch-Beteiligung: 2005 für Piezo-Injektoren, 2008 für smarte Sensoren sowie 2013 für Ultrakurzpulslaser. Fortsetzung folgt?
Quelle: www.bosch.com